Feedback / Rückkopplung vermeiden

Was ist eine akustische Rückkopplung / was ist Feedback?

Anwenderfreundliche Tricks die Dir helfen, lästige Feedbacks zu vermeiden

Bevor man an die Bekämpfung von Feedbacks geht sollte man erst mal wissen, was das überhaupt ist und wie Feedbacks zustande kommen.
Nimmt man ein Schallereignis mit einem Mikrofon auf um es über eine Beschallungsanlage im gleichen Raum wieder auszugeben kann es vorkommen, dass das besagte Mikrofon auch wieder den ausgegebenen Schall der Beschallungsanlage [PA - public adress] aufnimmt. Es entsteht also ein Kreislauf, ein "akustischer Kurzschluss". Da Mikrofon und Beschallungsanlage auf diverse Frequenzen unterschiedlich empfindlich reagieren, können akustische Kurzschlüsse natürlich auch unterschiedliche Frequenzen haben. Manche sind sehr tief und brummeln, manche sind sehr hoch und tun ordentlich in den Ohren weh. Manchmal kann man auch mehrere Feedbacks gleichzeitig hören. Verändert man den Abstand zwischen Mikrofon und Lautsprecher, verändert sich auch das Feedback. Es kann z.B. lauter oder leiser werden oder es kann in der Tonhöhe (Frequenz [Hz]) variieren. Eine Rückkopplung kann nicht nur nervend sein, sondern auch die Beschallungsanlage zerstören oder schlimmstenfalls einen Tinnitus oder eine Schwerhörigkeit bei Personen auslösen, die sich nicht rechtzeitig vor dem lauten Pfeifen in Sicherheit bringen konnten.

Kommen wir nun zu den Tipps:

Tipp Nr. 1

Die einfachste Möglichkeit, das lästige Pfeifen nicht entstehen zu lassen ist, dass Du die Beschallungsanlage oder das Mikrofon ausschaltest.
Ist der Kreislauf unterbrochen, ist der Kurzschluss aufgehoben. - Da das Abschalten eigentlich keine gute Option ist kannst du es auch versuchen, das Mikrofon oder die PA einfach etwas leiser zu machen. Hier kannst du schon im Vorfeld tätig werden und den "Gain before Feedback" austesten. Du testest ab welcher Schwelle sich zum ersten mal eine Rückkopplung bemerkbar macht und reduzierst die Lautstärke so, dass Du erst gar nicht an die besagte Schwelle kommst.

Tipp Nr. 2, der eigentlich der wirkliche Tipp Nr. 1 sein sollte:

Bringe Mikrofon und Lautsprecher auf Abstand!
Je näher ein Mikrofon und ein Lautsprecher zusammengebracht werden, desto wahrscheinlicher ist eine frühe Rückkopplung. Im "Abstand" ist natürlich auch die Richtcharakteristik von Mikrofon und Lautsprecher enthalten.

2.1
Jedes Mikrofon hat eine entsprechende Aufnahmecharakteristik, die beschreibt in welchem Winkel das Mikrofon empfindlicher und in welchem es unempfindlicher auf eintreffenden Schall reagiert. Die gängigen Formen sind Niere, Superniere & Hyperniere (Keule), Kugel, Acht.
Kurzes Beispiel mit dem Klassiker unter den dynamischen Tauchspulenmikrofonen - Shure SM58:
Ein SM58 hat, wie viele Tauchspulenmikrofone, eine Nierencharakteristik. Die größte Dämpfung ist genau 180° (hinter dem Mikrofon) dort wo der XLR-Anschluss ist... Die Sängerin / der Sänger, die / der das Mikrofon verwenden möchte, bekommt üblicherweise einen Monitor-Lautsprecher direkt auf Achse hinter dem Mikrofon (dort wo das Mikrofon am unempfindlichsten auf eintreffenden Schall reagiert). Würde man den Monitor weiter links oder weiter rechts aufstellen, wäre bei gleichem Pegel die Gefahr eines Feedbacks größer. Nun ist der Sängerin /dem Sänger ein Monitor zu wenig. Im TV sieht man bei Konzerten ja immer zwei Front-Monitore für den Front-Mann / die Front-Frau:
Gesagt getan - ein zweiter Monitor wird an den ersten gepatched, beide werden etwas auseinander und V-Förmig aufgestellt - und es pfeift wunderschön!
Warum?
Ganz klar, weil das Ansprechverhalten des SM58 von der Seite größer ist, als von hinten.
In diesem Falle sollte man der Sängerin / dem Sänger, der / dem es nicht laut genug sein kann, zu einem anderen Mikrofon raten. Zum dynamischen Supernieren-Mikrofon "Shure Beta 58" zum Beispiel. Die Keulencharakteristik sorgt dafür, dass das Mikrofon zu den nun betreffenden Winkeln (aus denen die Sängerin / der Sänger durch die Monitore befeuert wird) gedämpft wird.

2.2
Tiefe Frequenzen breiten sich (sofern es sich um eine einfache Lautsprecherbox und kein Cadioid, Backfire, Endfire oder Zahnlücken-Arc handelt) kugelförmig aus. je höher die Frequenz wird, desto gerichteter ist der Schall in eine bestimmte Richtung.
Auch eine wichtige Erkentnis: Hinter der Box ist es leiser als vor der Box!
Richtest Du einen Lautsprecher auf das Mikrofon, welches übertragen werden soll, pfeift es früher. Drehst Du den Lautsprecher vom Mikrofon weg, pfeift es später. Hältst Du mit der Lautsprecherbox direkt auf die Front des Mikros, sind es meist hohe Frequenzen die zuerst stören. Drehst Du den Lautsprecher um z.B. 45° vom Mikrofon weg, sind es Töne im Mitteltonbereich, die zuerst nerven.

D.h. die Position des Mikrofons zum jeweiligen Lautsprecher, sowie die Wahl des richtigen Mikrofons und der richtigen Beschallungslösung ist sehr ausschlaggebend für eine gute Rückkopplungsfestigkeit!

Tipp Nr. 3

Nimm die Schallereignisse dort auf wo sie passieren!
Stichwort: "Close-Micing"
Die Stimme eines Sprechers / Sängers wird an seinem Mund,
der Sound der Trommel wird am Schlagfell und evtl. am Boden der Trommel (z.B. bei einer Snare),
die Gitarre über einen Tonabnehmer, der E-Bass direkt am Lautsprecher des Bass-Amps und oder per DI-Box (ohne Mikrofon) aufgenommen.
Denn sind die Mikros dicht an den Instrumenten angebracht, muss man die Eingangsverstärker des Mischpultes gar nicht massiv aufdrehen um einen "amtlichen" Pegel zu erhalten. Das Mikrofon bleibt so wesentlich unempfindlicher gegenüber rückkopplungsbedingten Pfeifgeräuschen.

Tipp Nr. 4

Ganz einfach und unfassbar praktisch:
Tiefe Frequenzen nur dort zulassen, wo sie wirklich gebraucht werden!
Da sich tiefe Frequenzen (wie in Tipp 2.2 schon beschrieben) vornehmlich ungerichtet ausbreiten und daher jeder Zeit in unser Mikrofon einstreuen könnten, sollten wir diese eliminieren. Das kann man machen, indem man den Bass aus der PA herausfiltert. - Dies würde gerade bei einer Party oder bei einem Konzert für Unmut unter den Gästen sorgen, würde jedoch helfen tieffrequente Rückkopplungen zu vermeiden. Besser wäre es, das betreffende vorab Mikrofon im Bass zu filtern! Hier bieten gute Mischpulte einen sog. High-Pass-Filter an, der meist mit 100Hz angegeben ist. Je tiefer die Frequenz ist, desto mehr wird von ihr ausgelöscht / desto mehr wird sie gedämpft. Für die Übertragung eines E-Basses, einer Basedrum oder gewisser Synthesizer- oder Orgelsounds wäre das sicher hinderlich, aber für fast alle anderen Signale einschließlich der menschlichen Stimme, wäre das sehr förderlich!

Tipp Nr. 5

Nutze Equalizer in deinen Ausspielwegen (zur Front-PA und zu den Monitoren / Wedges / Sidefill's) um die Gain-before-Feedback Schwelle zu erhöhen.

Welche Frequenzen Du für welche Lautsprecherboxen wie bearbeiten musst, findest du wie Folgt:
Stelle Dein Mikrofon auf die Bühne, vor deinen Monitor. Pegele den Vorverstärker des Mikrofons bei etwa mit -3dBVU ein. Handelt es sich um ein Mikrofon für Sprache, nutze den High-Pass Filter! Mische nun das Signal nun vorsichtig auf den Monitor-Weg und spreche in das Mikrofon. Fängt eine Frequenz an zu pfeifen, dämpfe sie etwas mit dem EQ. Solltest Du noch keine großen Erfahrungen mit der Benutzung von parametrischen EQ's haben, nutze bitte einen grafischen Terzband-EQ! Hört das Pfeifen auf, erhöhe die Lautstärke des Mikrofons noch etwas - bis es wieder pfeift. Wahrscheinlich wird es nun eine andere Frequenz sein. Dämpfe auch diese mittels EQ etwas ab. So könntest du immer weitermachen. Es kommt jedoch der Punkt, an dem Du keine freien Filter mehr hast oder das Monitor-Signal matschig klingt. Passiert das, dann hast Du einfach zu viele Filter gesetzt. Wahrscheinlich ist der Monitor nun auch extrem laut! Übertreibe es also nicht!

Das gleiche könntest Du auch mit der Front-PA machen. Hier gibt es jedoch ein kleines Problem:
Greifst Du hier zu massiv ein, klingt der Sound schnell als ob er aus einem Telefonhörer kommt.
Es gibt schon Frequenzen, die man etwas bearbeiten kann aber hier würde ich zuerst mit der Wahl und Aufstellung der richtigen Mikrofone arbeiten, bevor ich die PA zu verkurbele.

VORSICHT: Das Einpfeifen solltest du nur machen, wenn niemand sonst im Raum ist. Gäste und Veranstalter könnten das Einpfeifen, welches in diesem Moment Sinn macht falsch verstehen und denken Du hast scheinbar keine Ahnung, darum pfeift es! ;-)
Auch kannst Du beim Einpfeifen schnell den einen oder anderen Hochtöner zerschießen, wenn die Schutzeinrichtungen nicht oder zu spät greifen.


Tipp Nr. 6

Hast Du in einem Raum wirklich viele Feedbackprobleme, nutze keine Dynamik-Kompressoren! Durch die Regler-Schaltung der eingebauten VCA's werden manchmal leise Passagen lauter dargestellt (der Sound wird verdichtet / komprimiert), das kann rasch zu mehr Feedback-Problemen führen!

Tipp Nr. 7

Befindest Du dich in einem eher halligen Raum (Kirche, Lagerhalle o.ä.) hast du mit vielen Reflexionen von Wenden, Decken und Fußböden zu kämpfen.
Sorge hier dafür, dass Wände, Decken und Böden möglichst wenig angeregt werden. Das erhöht die Verständlichkeit und mindert Feedbacks. Dies erreicht man am besten durch gut gewählte Soundsysteme. Nicht jede Box macht überall einen guten Job! Man sollte schon genau wissen was man wofür einsetzen kann und warum. Nutze in diesen Räumen eher wenig bis gar keine Hall-Effekte. Das würde die Verständlichkeit nur noch mehr verschlechtern. Die Folge wäre, Du musst das Mikrofon wieder lauter machen und es koppelt tierisch.