Die Mischung macht's!
Das richtige Verhältnis beim Abmischen
Manchmal ist es nur ein schmaler Grat zwischen "matschigem" und ausgewogenem Sound.
Hier will ich Euch ein paar Grundzüge erklären, die Euch beim ersten Job, "dem Sprung ins Kalte Wasser", sicher weiterhelfen
können.
Im Folgenden gehe ich davon aus, dass ihr schon ein gewisses Grundwissen im Bereich der Elektroakustik gesammelt habt.
Wie pegelt man ein ankommendes Signal am Mischpult ein, bzw. wie halte ich lästige Übersteuerungen aus meinem Mix fern?
Die wichtigste Komponente nachdem Ihr eure PA aufgebaut und eingestellt habt, ist der Line-Check!
Beim Line-Check werden alle Eingangskanäle der Audio-Multicore-Leitung geprüft.
Hierzu wird die verlegte Leitung komplett am Mischpult angeschlossen. An der Stagebox (Verteiler-Anschluss-Box auf der Bühne) werden nun alle Mikrofon-Eingänge auf ihre Funktionalität hin geprüft. Ein Helfer auf der Bühne testet alle Eingänge nacheinander mit einem Mikrofon, in das er hineinspricht. Am Mischpult sollte nun, bei gedrücktem PFL-Knopf [Pre Fader Listening] des jeweiligen Kanals ein auf dem Kopfhörer gut hörbares Tonsignal anliegen. Ist das Signal zu leise, könnt Ihr es mit dem Gain-Poti [Vorverstärker, meist ganz oben am Kanal-Zug (Channelstrip) des Mischpultes zu finden] verstärken. Bei gedrückter PFL-Taste wird der Signalpegel des Eingangssignals auch auf dem VU-Meter [Leuchtdiodenkette mit grünen, gelben und roten LED's] visuell dargestellt. Dies ist Euer "Messgerät" um später beurteilen zu können, welche Signale vom Maximalpegel her gleich laut, welche zu leise oder gar zu laut sind.
Stellt mit dem Gain-Knopf des getesteten Kanals den Maximalpegel so ein, dass die LED-Kette des VU-Meters gerade so "0dB" anzeigt.
auf dem Kopfhörer sollte nun das Signal in seiner "vollen Schönheit" anliegen, ohne dass etwas kratzt, rauscht, brummt oder in irgendeiner anderen Art und Weise komisch klingt.
Funktioniert alles, geht's weiter zum nächsten Kanal.
Nachdem Ihr den Line-Check beendet habt, geht es in der Regel ans Mikrofonieren der Instrumente. Welches Instrument mit welchem Mikrofon und wie abgenommen wird, werde ich hier nicht erklären, denn das geht dann doch zu tief ins Detail.
Wie nutze ich einen EQ / bzw. parametrischen EQ
Zunächst etwas grundsätzliches:
"Richtig ist, was richtig klingt!"
Jedoch sollte man wissen:
Im Live-Bereich ist so einiges anders als im Tonstudio!
1. Im Tonstudio kämpft man in der Regel nicht mit Feedbacks
2. Im Tonstudio hat man recht viel Zeit zum Nachbearbeiten der Tracks
Probleme, mit denen man sich auf "Live-Baustellen" [Produktionen] auseinandersetzen muss:
1. Übersprechen der Signale in mehrere Mikrofone, wodurch sich Laufzeitunterschiede der Signale und damit Phasenauslöschungen im Frequenzspektrum breit machen können.
2. Zu laute Bühnenmonitore, die selbst in den Reihen des Publikums noch gut hörbar sind.
3. zu laute / zu leise Instrumente
4. ein akustisch schlechter Raum, dadurch undifferenzierter, verwaschener Sound
5. man muss sehr viele Kompromisse eingehen
...und viele, viele mehr
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Thema, die EQ-Sektion des Mischpultes.
Die meisten Konsolen besitzen, oben angefangen, einen High-Shelf (um die Höhen zu betonen oder auch zu dämpfen), zwei parametrische Mid-Band EQ's (in der Frequenz durchstimmbare Glocken-Filter), die unabhängig voneinander ebenfalls Frequenzbereiche anheben und absenken können. Zu guter letzt gibt es noch den Low-Shelf, der am unteren Ende des zu übertragenden Frequenzbereiches angesiedelt ist und somit den "Bass-Bereich" eines Signals anheben und absenken kann.
Nicht zu vergessen ist eines der wichtigsten Tools on Stage, der "Trittschall-Filter".
Bei diesem Filter handelt es sich um ein Hochpass-Filter, der meist 18dB Flankensteilheit und eine Grenzfrequenz von 80 - 120 Hz aufweist.
Wie nutzt man nun diese EQ's?
Jetzt sorge ich mal für Verwunderung: Im Live-Bereich werden diese Filter meist nur zum bedämpfen störender Frequenzanteile in einem Signalweg eingesetzt!
Um einen klaren, differenzierten Mix zu erhalten, müsst Ihr alles Störende eliminieren, bevor Ihr damit anfangen könnt, ein Signal (z.B.eine Stimme) "schön" zu tunen.
Hilfreich hierbei ist es, wenn Ihr ein Grundwissen darüber habt, wo die abzunehmenden Instrumente ihren Präsenzbereich haben und welche Obertöne von Interesse sein könnten.
In diesem Zusammenhang kümmern wir uns hier nur um Vocals.
Meine erste Regel während einer Mixing-Session ist diese hier: Bass, bzw. tiefe Frequenzen werden NUR bei den Instrumenten zugelassen, die
es auch nötig haben. - In der Regel ist dies bei der Basedrum oder dem Bass / E-Bass der Fall. Alle anderen Instrumente durchlaufen bei mir hä&ufig den Trittschallfilter. Der Low-Shelf wird nur in den seltensten Fällen angehoben. - Meist jedoch stark abgesenkt.
Dies mag sich bei Roh-Material (einer einzelnen Stimme, einer tief gestimmten Gitarre usw) dünn anhönren, da dem Instrument oder der Stimme dann das nötige Volumen fehlt. Jedoch wird man im Gesamtmix nichts vermissen, weil diese Frequenzbereiche durch den Bass und die Basedrum wieder "aufgefüllt" werden.
Wenn Ihr also mal einen Job macht, bei dem der Sänger oder Sprecher klingt als ob er einen Bettvorleger zum Frühstück hatte, dünnt das Signal in den tiefen Frequenzen aus und Ihr werdet die Veränderung spüren!
Klingt das Signal nun schön neutral, könnt Ihr versuchen mit den parametrischen Mitten etwas mehr Volumen in die Stimme zu legen.
Dreht dazu den Frequenz-Knopf auf etwa 100Hz und das dazugehörige Dämpfungs- & Verstärkungs-Poti auf 9:00Uhr (stark dämpfend). Jetzt dreht ihr, während dem das Signal am Kanalzug anliegt, den Frequenzwahlknopf langsam hoch. Irgendwann kommt Ihr an eine Stelle, an der das Volumen der Stimme sehr leise wird und fast komplett verschwindet. - Diesen Punkt haben wir gesucht!
Hier sitzt der "Bauch" der zu bearbeitenden Stimme. Nun könnt Ihr das Dämpfungspoti wieder auf 0dB [flat] stellen. Wenn Ihr hier jetzt vorsichtig verstärkt, werdet Ihr schnell feststellen, dass die Stimme mehr Volumen bekommt und im Mix in den Vordergrund rückt.
Für den Fall dass das Signal an manchen Stellen etwas überbetont klingt, nervt oder gar kreischt, gibt es einen recht einfachen Trick:
Nehmt einen der parametrischen Mitten-EQ's, stellt eine hohe Güte ein (sehr spitze Filterkurve). Dreht den Knopf für die Frequenzwahl ganz nach oben. Hebt nun die Verstärkung der Filterkurve um ca. 6dB an. Jetzt dreht Ihr das rRequenzwahl-Poti langsam Richtung unterem Endanschlag. Auf dem Weg dorthin werdet Ihr feststellen, dass einige Frequenzen sehr stark übertönen (meist 2 - 6kHz). Sucht euch die "nervigste" Frequenz (Resonanz) raus und dreht den EQ von verstärken auf dämpfen. Das Signal sollte nun klarer und verständlicher werden.
Das war's vorerst!
Als nächstes folgen diese Bereiche:
Wie räume ich meinen Mix auf
Wie schaffe Ich Klangräume?
Was meint der Typ mit Gitarre doppeln und was bringt das?
Warum pfeift es beim einen und beim anderen nicht?